Aufgaben der Fachtutor*innen
Anleitung zu intensiverer Auseinandersetzung mit dem LV-Stoff
Darunter ist die - im betreuten Rahmen erleichterte - Diskursführung über Themen und Probleme zu verstehen, die in den Vorlesungen aufgeworfen wurden. Die Auseinanderssetzung über das Gehörte und die verschiedenen Herangehens- und Verständnisebenen der Teilnehmer*innen im Bezug zum Gehörten lassen eine gemeinsame Bearbeitung zu.
Durch den Charakter einer Massenvorlesung wird Nachfragen oft erschwert. Auch die sehr oft hemmende Scheu vor dem direkten Kontakt zu Vortragenden verstärkt gerade am Beginn des Studiums das Bedürfnis und die Notwendigkeit einer Diskussionsbereitschaft bei den Studierenden.
Die Aufgabe, die nun dem Fachtutoriumsprojekt und seinen Fachtutor*innen zufällt, ist der Abbau von Hemmungen im Bezug auf eigene Gedankenbildung und die Schaffung einer Lehr- und Lernatmosphäre, die den Studienbeginner*innen eine kritische, kreative und selbstverantwortliche Handlungsweise im Umgang mit der studiumsrelevanten Thematik, sowie den eigenen wie auch den fremden Argumenten ermöglicht.
Erweiterung bzw. Ergänzung der LV-Inhalte
Durch die Thematisierung und Bearbeitung konkreter Problemstellungen innerhalb eines Fachtutoriums wird eine Verbindung zu den theoretischen Bezugsrahmen, die in der Vorlesung besprochen wurden, hergestellt. Ebenso wird die Anwendbarkeit wissenschaftlicher Theorien und Konzepte leichter nachvollziehbar.
Anleitung zum selbstständigen Erarbeiten von Wissen
Durch die Heranführung der Studierenden an unterschiedliche Lernmethoden und Arbeitsstrategien innerhalb einer wissenschaftlichen Vorgehensweise und universitären Denkstruktur wird ein Ausprobieren, Diskutieren und Verstehen innerhalb einer gemeinsamen Kultur möglich.
Praktische Einübung wissenschaftlicher Arbeitstechniken
Fachtutorien sind nach dem Prinzip learning by doing konzipiert. Im Vordergrund steht der Auftrag, Arbeitsrichtlinien einzuüben. Jedoch nicht zum Zweck der Perfektionierung, sondern des Erprobens. So wird hierbei ebenso der Sinn jener Vorgehensweisen debattiert als auch die methodologische Sichtweise hinterfragt.
Durchführung von Projekten mit den Studierenden
Studierende werden innerhalb des Fachtutoriums ermuntert, selbständig und in kreativer Weise eigene (Forschungs-)Projekte anzudenken. Dadurch erwerben sie eine verstärkte Studienmotivation und Klarheit über die Anwendungsmöglichkeiten der innerhalb des Studiums erlernten Fähigkeiten.
Beratung und Betreuung von Studierenden auf fachlicher Ebene
Diskussion von Studieninhalten und von Möglichkeiten der individuellen Studiengestaltung sind hierbei ebenso Thema wie die Reflexion des eigenen Studienverhaltens und gemeinsame Verarbeitung von Studienerfahrung im Universitätsalltag. Die Auseinandersetzung mit Methoden wissenschaftlichen Arbeitens und Lernens werden ebenso thematisiert.
Begleitendes regelmäßiges Feedback
Begleitendes, regelmäßiges Feedback hinsichtlich erbrachter Leistungen und zu fördernder Kapazitäten ist eine Aufgabe der Fachtutor*innen.
Die Selbständigkeit der meisten Studienbeginner*innen ist oftmals durch die Erfahrungen aus dem Schulsystem weitgehend gebremst. Ziel einer universitären Einrichtung muss es jedoch auch sein, diese wieder hervorzurufen. Selbstständigkeit zu erlangen, wird durch motivationale Fördermaßnahmen erleichtert. Hauptaugenmerk liegt hierin in der feedbackzentrierten Aufgabenstellung und begründeter, argumentierter Beurteilung von Einzel- und Gruppenleistungen.
Eingehen auf studentische Anliegen über das rein Fachliche hinaus (Sozialisationseffekt)
Im Fachtutorium sollen Wünsche und Erwartungen an das gewählte Studium klar werden. Studienanfänger*innen sind mit einer neuen Lebenssituation konfrontiert. Das Tutorium bietet die Möglichkeit, die Isolation zu Studienbeginn aufzuheben, sich gemeinsam mit Studium und Universität vertraut zu machen und der Verunsicherung zu begegnen, der die Studienanfänger*innen ausgesetzt sind. Ein kritisch-reflektierter Zugang zum Studium soll angeregt und den Teilnehmer*innen mit auf den Weg gegeben werden.
Umgang mit wissenschaftlicher Literatur (u. a. Diskurs, Recherche, Zitation)
Wenn es klare Regelwerke gibt, soll auch auf diese hingewiesen werden. Nur durch eine offengelegte und immer wieder erklärte Notwendigkeit der Zitierregeln, ebenso wie jener einer Recherche- und Diskursführung können die eigenen Freiräume innerhalb dieser Regelwerke erkannt und genutzt werden.
Quelle: Korb, Barbara: Fachtutorien als hochschul- und bildungspolitisches Instrumentarium. Wien, Univ., Dipl.-Arbeit, 2004